„Wo werden über eine Million nach Deutschland gezogene Menschen auf Dauer leben? Schaffen das unsere Städte? Wie können wir Flüchtlinge menschenwürdig unterbringen und gleichzeitig Integration fördern?“
Antworten auf diese und andere Fragen versucht Daniel Fuhrhop (‚Verbietet das Bauen!‘, oekom Verlag, 2015) in seinem heute erschienenen Buch ‚Wilkommensstadt – Wo Flüchtlinge wohnen und Städte lebendig werden‘ zu beantworten.
Dafür beginnt er mit einem Rückblick auf die jüngere Geschichte der Zuwanderung in Deutschland. Illustriert von vielen kleinen Geschichten und Anekdoten analysiert Fuhrhop, wie die Wohnungsfrage in der Vergangenheit aussah und gelöst wurde, und auch welche Ansätze es heute schon zur Lösung der aktuellen Wohnraumsproblematik gibt. Parallel dazu beschreibt der Autor eine Geschichte der europäischen Städte, auch dies im Zusammenhang mit Migration und der Schaffung von lebenswerten Räumen.
Was Willkommensstadt im weiteren Verlauf besonders angenehm zu lesen macht, ist der Pragmatismus der Buches. Kapitel um Kapitel zeigt Fuhrhop gedachte oder umgesetzte Vorschläge zur Verbesserung des Umgangs mit Migration in den deutschen Städten, gespickt mit vielen Fakten und aufschlussreichen Hintergrundinformationen.
Viele der Ideen, deutsche Städte zu besseren Willkommensstädten zu machen, werden Kennern von Daniel Fuhrhop nicht verwundern. Konsistent mit seinen Aufruf ‚Verbietet das Bauen!‘ fordert er beispielsweise, dass die Durchmischung von Neuankömmlingen und bereits länger in Deutschland lebenden durch Bestandsaktivierungen und geteilten Wohnraum realisiert werden soll.
Ein besonders spannender Punkt ist zudem das Aufräumen mit dem Mythos, in schrumpfenden Städten gäbe es wenig Arbeit, wodurch diese als Ankunftsstädte nicht infrage kämen. Am Beispiel des Elbe-Elster-Landkreises, dessen Jugendarbeitslosigkeitsquote bei sinkenden Einwohnerzahlen seit Jahren abnimmt, erklärt Fuhrhop die Chancen von ‚unterschätzten Orten‘ als zukünftige lebendige Ankunftszentren, die offene Stellen und günstigen Wohnraum zu bieten haben.
Die Kernthese, dass der Zuzug von Migranten in deutsche Städte und Gemeinden einen belebenden und für beide Seiten positiven Effekt haben kann, ist argumentativ gut untermauert und wird von vielen guten Denkanstößen begleitet.
Willkommensstadt – Wo Flüchtlinge wohnen und Städte lebendig werden ist ab heute, dem 22. August 2016 beim oekom Verlag erhältlich.
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