Für alle Studenten und Interessierte haben wir einige Buchempfehlungen gesammelt, von denen wir hoffen, dass ihr Freude daran haben werdet.
Refugees Welcome vom JOVIS Verlag, unter anderem herausgegeben von unseren Sprechern Jörg Friedrich und Simon Takasaki, stellt die Ergebnisse eines studentischen Entwurfsprojekts an der Leibniz Universität Hannover vor. Ziel war es, neue Formen der Unterkünfte zu schaffen: infrastrukturell angebunden an Stadt und Gesellschaft, an teils experimentellen Standorten, mit der Möglichkeit, sich zu einem lebendigen neuen Quartier zu entwickeln.
Die kreativen Entwürfe wurden ansprechend und übersichtlich aufbereitet. Sie sind nach der Idee ihrer Stadtraumnutzung in die Kapitel Drauf Bauen, Hinein Bauen, Zwischen Bauen, Mobil Bauen und Neu Bauen gegliedert. So werden durch Aufstockungen, Nachverdichtungen und gänzlich neue Ansätze Lösungen für das Unterkunftsproblem in der Stadt und zugleich für eine menschenwürdige „Flüchtlingsarchitektur“ gesucht.
Ein übersichtlicher Infoteil mit Hintergründen zur Flucht und zum deutschen Asylrecht, sowie mit Aufsätzen und Plädoyers für eine neue Flüchtlingsarchitektur ermöglicht eine genauere Auseinandersetzung mit dem Thema und den Problemstellungen.
Das Projekt beschränkte sich hier auf reine Flüchtlingsunterkünfte, die keine durchmischte Bewohnung vorsehen. Dies ist nach der Anerkennung weder gesetzlich notwendig noch förderlich für eine gute Integration. Dennoch bietet dieses Buch viele Einsichten, Hintergründe und neue Ideen, die Lösungen darstellen können für eine menschenwürdige und angemessene Flüchtlingsarchitektur.
Bauen und Wohnen in Gemeinschaft: Ideen, Prozesse, Architektur vom Birkhäuser Verlag ist der Katalog zur Ausstellung DAHEIM des Deutschen Architekturmuseums, die die Projektteilnehmer im Zuge der Kick Off Veranstaltung in Frankfurt besucht haben.
Der Katalog stellt 26 realisierte Ideen für gemischtes und integriertes Wohnen vor, die der Problematik der ansteigenden Zahl der Single-Haushalte, der steigenden Mieten und der Wohnraumknappheit kreativ begegnen.
Im Projekt Kalkbreite von Müller Sigrist Architekten finden die Bewohner außerhalb ihrer individuellen Wohnungen Gemeinschaft in der Waschküche, der Bibliothek, dem Dachgarten oder der Kantine. Somit sinkt auch der Quadratmeterpreis je Wohnung und ermöglicht eine gute Lage in der Stadt Zürich. Das den Teilnehmern bereits gut bekannte Projekt VinziRast von graupenraub +/- , bei dem Studenten mit Obdachlosen zusammenwohnen, wird ebenfalls noch einmal detailreich mit allen seinen Vorzügen dargestellt.
Zumeist werden Projekte von Wohnbaugenossenschaften und Baugruppen gezeigt, die sich unabhängig vom Immobilienmarkt und dessen Forderungen entwickeln konnten. Ob man die Ausstellung besucht hat oder nicht, der Katalog ist eine gute Sammlung und ein informatives Nachschlagewerk zum Bauen für gemeinschaftliches Wohnen.
Die Ausgabe Camp Cities des Trialog Magazins 112/113 (2015) behandelt die oft ungeplante und nachhaltige Urbanisation von Flüchtlingscamps. Es entwickeln sich Märkte, Treffpunkte, gesellschaftliche Gruppierungen und kollektives Handeln in den Lagern, die in der Regel nur als Übergangslösungen geplant werden. Laut den Herausgebern wird diese Urbanisierung allerdings von den verantwortlichen Organisationen und Regierungen tabuisiert und unterbunden, wodurch den Flüchtlingen fundamentale Rechte der Selbstbestimmung genommen werden.
Die Ausgabe betrachtet drei Zeitpunkte im Lebenszyklus eines Flüchtlingslagers. In der „Stunde Null“, der Konzeptualisierung und Konstruktion des Lagers, sind Architekten und Planer gefragt, sich frühzeitig Gedanken über die zukünftige Struktur zu machen. Im zweiten Teil geht es um die Zeit nach der Katastrophe, in der die Konsequenzen des Urbanisierungsprozesses sichtbar werden und sich Spannungen zwischen den humanitären Organisationen und den Bewohnern aufbauen. Teil Drei betrachtet die Zukunft von Flüchtlingslagern. Können sie zu Katalysatoren der Entwicklung für ihr Gastland werden? Können sie sich zu eigenständigen Städten entwickeln?
Die Autoren Julia Hartmann, Franziska Laue und Philipp Misselwitz untersuchen die Strukturen und Probleme genau und zeigen, wie sich Gesellschaften an Orten formen, wo sie nicht vorgesehen sind und wie damit umgegangen wird. Ein spannendes Heft für Architekten, Planer und Entwicklungsexperten.
From Camp to City ist ein Buch des Architekten Manuel Herz. Es behandelt verschiedene Flüchtlingscamps in der Westlichen Sahara und auch hier liegt der Fokus auf Architektur und Urbanisierung.
Wie leben Menschen in Flüchtlingslagern, wie wohnen und arbeiten sie, wie bewegen und vergnügen sie sich? Außerdem: welche Räume und Strukturen entstehen dabei? Dies sind einige der Fragen, die Herz in diesem großen Bildband zeigt und analysiert. Gegliedert ist das Buch nach den verschiedenen Aspekten des Städtischen Lebens.
Für Städtebauinteressierte bietet die Lektüre auch Rückschlüsse über das (Nicht-)Funktionieren unserer eigenen Städte.
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