Der internationale Wettbewerb From Borders to Home hat am 11. Januar 2016 seine Preisträger bekannt gegeben und die Projekte veröffentlicht. Der erste Preis ging gleich an drei Entwürfe: We house refugees (Finnland), Society Lab (Italien) und 181081 (Deutschland). Außerdem gab es vier Honourable Mentions.
Der Wettbewerb wurde vom Museum of Finnish Architecture und der Finnischen Architektenvereinigung SAFA ausgelobt. Gesucht waren Unterkunftslösungen für Asylsuchende, die auf einen anerkannten Flüchtlingsstatus warten und noch keine feste Wohnung in Finnland suchen. Insbesondere machbare Lösungen mit einem positiven sozialen Einfluss und der Möglichkeit zu einer dauerhaften Wohnanlage zu werden, waren gesucht. Die Gewinner werden im Finnischen Pavillon der Architekturbiennale in Venedig 2016 ausgestellt.
Die Einreichungen variierten in Umfang und Thema. Von Neubauten zu Neunutzungen, klassischen Wohnungen zu digitalen Plattformen, soziale Lösungen bis technische. Viele Teilnehmer versuchten, den Bogen weiter zu schlagen und auch Wohnraumknappheit, Bauqualität und Regionalentwicklung zum Thema zu machen.
Der Deutsche Beitrag greift die Tatsache auf, dass in Finnland etwa 12% der Büroflächen derzeit leer stehen. Das Team schlägt vor, solche Gebäude nach und nach umzunutzen, so dass zum Ende bezahlbarer Wohnraum entsteht. Dafür müssen die Räume Veränderungen durchlaufen.
In der ersten Phase, in der die Ankommenden vor Allem Ruhe und Schutz brauchen, funktioniert das Bürogebäude wie eine Notunterkunft. Es ist in dieser Phase nicht öffentlich zugängig.
In der nächsten Phase bleiben die Unterkünfte geschützter Bereich, aber das Erdgeschoss öffnet sich und bietet Platz für Sprachkurse, Kinderbetreuung, Dienstleister u.ä.. Parallel werden zu den bereits existierenden Anlagen weitere Installationen für Duschen und Küchen gebaut, die die Räumlichkeiten gliedern und teilen sollen.
Nun entsteht nach und nach umbauter Wohnraum um die neuen Küchen und Bäder herum und der Lagercharakter verliert sich.
Im finalen Zustand steht ein Gebäude, das bezahlbaren und variablen Wohnraum in den oberen Stockwerken und belebten öffentlichen und gewerblichen Raum im Erdgeschoss bietet.
Das finnische Entwurfsteam um Milja Lindberg verfolgt ein anderes Konzept. Es entwickelt eine Sonderform für die bestehende Lösung, Flüchtlinge in Privatunterkünften unterzubringen, sogenannte Donor Apartments. Diese werden vom Staat gebaut oder gefördert und enthalten eine abgetrennte Einheit, in der ein Asylsuchender 6-12 Monate leben kann, während für den Besitzer die Miete reduziert wird. Somit sind alle notwendigen Einrichtungen, wie ein zusätzliches Bad, die oft bei anderen Privatunterkünften ausfallen, vorhanden. Die Mieter der Wohnung erhalten Unterstützung und Informationen, damit sie nicht auf sich allein gestellt sind. Sollte der Bedarf für zusätzliche Unterbringung nicht mehr vorhanden sein, können die Wohnbereiche beispielsweise als Arbeitszimmer, Kinderzimmer oder für eine Pflegekraft umgenutzt werden. In jedem Fall wird für den Asylsuchenden eine menschenwürdige Unterbringung mit genügend Privatsphäre gewährleistet.
Die Projekte der Gewinner lassen sich alle auf der Webseite des Finnischen Architekturmuseums ansehen. Keines gleicht dem anderen und jedes bietet jeweils einen spannenden Ansatz zur Lösung oder zu einem guten Umgang mit der derzeitigen Unterbringungsproblematik von Schutzsuchenden.